Das Lied von Stein & Feuer

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"Dieser Brief meint uns?" Ribald schaute über die Schulter der kleineren Harfenspielerin, als er den Brief und die darauf befindlichen Runen las. Die Übersetzung auf der zweiten Seite brauchte niemand von ihnen, da sie alle des Zwergischen mehr oder weniger mächtig waren.

"Er ist an mich und die Gruppe adressiert, ich glaube sehr wohl, dass er uns meint.", antwortete die Frau vor ihm, deutete auf ihren Namen und den Namen der Musikergruppe.

"Ich kann Euch versichern, dass dieses Schreiben an Euch gerichtet ist.", sprang der dunkelzwergische Bote ein, der immer noch vor ihnen stand und den sie fast vergessen hatten.

Seine Haut war wie Asche und nicht nur dunkelbraun oder bleich wie die der restlichen Zwerge, die keine Dunkelzwerge waren. Die Haare schwarz, genau wie seine Augenbrauen, unter denen rötlich-schwarze Augen lagen, das Weiß in den Augen ein starker Kontrast dazu. In den geflochtenen Haaren trug er silberne Perlen, dazu gesellten sich eingefasste Edelsteine wie vielfarbige Amethyste, Rubine und ein paar Smaragde.

Er trug dazu einen karmesinroten Umhang über einem Kettenhemd, auch seine Arme und Beine wurden von Kettenpanzern geschützt. Er trug nur eine leichte Handaxt am Gürtel, aber auch diese schien benutzt worden zu sein in den Jahren auf der Straße, so schien es. Sie sah jedenfalls nicht brandneu aus.

Die rothaarige Harfenspielerin ließ das Pergament sinken, was mit dem königlichen Siegel der Dunkelzwerge bewaffnet war, und schaute in die Runde. Der Zwerg, der andere Mensch, der Kulthari und die Mondelbin nickten nacheinander, die Mondelbin sogar mit einem zähnezeigenden Grinsen. Sie schien bereits Spaß zu haben, bevor sie überhaupt angefangen hatten.

"Wir nehmen an.", verkündete Amara Silberharfe und rollte das Pergament zusammen. Also, beide Seiten, und verstaute sie in der Pergamentrolle, die sie behalten würde. Man bekam nicht alle Tage eine Einladung des dunkelzwergischen Königshauses.

"Es freut uns zu hören, dass Ihr... ach, wisst ihr was?" Der Zwerg grummelte leise. "Schön, dass ihr es einrichten könnt, der König wird erfreut sein. Dieses gehobene Gewasche hält ja der stärkste Stein nicht aus."

Der Zwerg Yanmaec schnaubte belustigt, wobei die beiden Zwerge sich musterten, als wollten sie den anderen umbringen. Was jeder verstehen konnte, sogar die beiden Zwerge. Besonders die beiden Zwerge.

"Willst du...", begann Amara.

"Nein." Der Dunkelzwerg verneigte sich steif, drehte sich auf dem Absatz um und stapfte über den Platz, bevor er in der Menge verschwand, die aus Dorstein zu entkommen versuchte. Nicht, weil sie angegriffen wurden, sondern weil es langsam Abend wurde und die Leute entweder noch Strecke machen oder nach Hause mussten.

"Und was machen wir jetzt?", fragte Yanmaec und schaute die Rothaarige an, welche ihnen immer eine treue Begleitung und eine gute Führerin gewesen war.

"Essen, schlafen, morgen früh aufbrechen." Amara drehte sich um. "Was gibt es noch zu tun?"

"Oh, ich wüsste was..."Cinsihe grinste Ribald an, strich ihm über den Arm.

"Ja, ja..." Amara seufzte. "Yan, magst du kochen oder sollen wir uns beliefern lassen?"

"Ich koche schon, lass uns lieber die Münzen sparen."

So geschah es dann auch. Während Mensch und Mondelbin sich verzogen, kochte der Zwerg einen deftigen Eintopf zur Stärkung, Amara katalogisierte in ihrem Wagen die Einladung, kontrollierte ihre Silbersaiten - die an der Harfe, nicht ihre Gruppe - und half dann beim Auftischen.

Es würden aufregende Wochen werden.

 

 

~~

 

 

Die Insel Irith mit der Dunkelzwergenstadt Gorablor zu erreichen war nicht leicht. Die südliche Landzunge wurde als Hafen für die Fähre genutzt, auch, wenn beide Begriffe eine Beleidigung für jeden Hafen und jede Fähre gewesen wären.

Sie mussten mit ihren fünf Wagen einzeln über die enge Stelle in der großen Meeresbucht fahren und der Fährmann - Verzeihung, Fährzwerg - sang dabei krude Lieder. Die ganze Angelegenheit dauerte den ganzen Tag und so mussten sie im Vorhof von Gorablor warten, direkt im Feuerbereich von Bögen, Armbrüsten, Steinschleudern und was die Dunkelzwerge noch für ihre Feinde bereit hielten.

Wenigstens war die teils oberirdisch angelegte Stadt gut mit riesigen Feuertöpfen ausgeleuchtet. Sie brauchten sich schließlich keine Sorgen wegen Belagerungsgeräten machen, nicht einmal die Wanurim konnten mit ihren neuen Waffen nicht so weit und effektiv genug schießen, von den riesigen Katapulten der anderen Zwerge mal abgesehen. Aber auch ihre Steine plumpsten einfach so ins Meer und die Dunkelzwerge lachten sich sicherlich ins Fäustchen.

Die Silbersaiten - die Gruppe, nicht die Bespannung - wurden sogar kurz vor dem Sonnenaufgang geweckt und mitsamt ihrer Wagen und Pferde in die Stadt und später unter die Erde geführt. Die Pferde waren darüber gar nicht erfreut, folgten dennoch schnaubend und mit den Augen rollend.

Die unterirdische Stadt war sogar noch beeindruckender als Gorablor an der Oberfläche. Die Gänge öffneten sich irgendwann in riesige Kavernen, die von mächtigen behauenen und unbehauenen Säulen in schwarz mit goldenen oder roten Adern stabilisiert wurden. Wasser plätscherte von einigen der riesigen Säulen in den gewaltigen See, der sich an die Stadt an- und sie umschloss. An einer Stelle rann flüssiges Magma von der Decke herab in ein gewaltiges Gebäude mit einer fast nackten Frauenstatue auf dem Dach und verschwand dort, verströmte dunkelrotes Licht.

Feuerschalen standen an den Wegen, hingen von der Decke an starken Ketten, vielfach präsentierten sie Zwerge oder das Konterfei der Frau auf dem Tempel.

Polierte Schilde und Glas leiteten Licht von der Oberfläche in die Kavernen zu kritischen Punkten, wo die Dunkelzwerge ihre Pflanzen anbauten. Offenbar brauchten ihre Pilze wenig bis kein Licht, denn die wenigen Pilzfelder, die Amara sehen konnte, waren nur spärlich beleuchtet.

Zwergenhäuser waren in die dunklen Stein getrieben oder aus ihm gehauen worden. Viele waren eckig und höchstens drei Stockwerke hoch, andere hatten eher runde Formen und waren niedriger oder sogar höher. Die Verzierungen waren meist gradlinig, wenige Runen zierten die Türen und die Rahmen, ganz selten gab es mal das Bild der Göttin oder eine Statue oder Figur von ihr im Vorgarten oder auf einem der schmalen Fenstersims.

Erst, als die Truppe um eine Kurve bog und den riesigen, aus dem schwarzen Stein gehauenen Palast in der Mitte des Sees und die winzigen Häuser überall in der korrekten Perspektive sah, wurde ihnen klar, dass das Reich der Dunkelzwerge riesig, nein, gigantisch war.

Und die Dunkelzwerge viel mehr als erwartet. Zehntausende Zwerge schienen sich in der ersten Kaverne aufzuhalten, die sie sehen konnten. Felder, Werkstätten, kleine Boote auf dem See, Dunkelzwerge auf den Trassen und auf den Straßen. Auf den zweiten Blick waren es wohl annähernd zehntausend Zwerge, aber Amara machte sich keine Illusionen. In der Ferne konnte sie die Eingänge zu weiteren Kavernen erkennen und wer weiß, wie viele Dunkelzwerge es da wohl noch gab.

Dieser eine Clan konnte Dorstein mühelos überrennen und vielleicht sogar die Wanurim aufhalten. Wenn sie geeint waren und falls ihre Göttin es von ihnen verlangte. Wenn sie nicht eh schon mit ihren Verwandten aus der nördlichen Bergkette im Konflikt stehen würden.

Von irgendwo kam eine Brise Schwefel, vermischt mit dem Geruch nach irgendeiner Art von Ale und Essen, vielleicht Eintopf mit Brot?

Die Silbersaiten wurden zum Palast geführt, an den sich seitlich noch mehrere Gebäude anschlossen. Er lag beinahe genau gegenüber des Tempels, im Grunde konnten sich Palast und Tempel die ganze Zeit gegenseitig anschauen. Erst dann bemerkte Amara die ersten Verteidigungsanlagen und war erstaunt, wie gut diese getarnt im Stein versteckt waren. Ein offener Angriff war zwar möglich, aber dumm.

Der Eingang des Palasts war halbrund und konnte von zwei gigantischen Toren einfach abgeriegelt werden. Schießscharten lugten in den Hof, zwei Wurfmaschinen konnten sowohl vor als auch hinter die Tore schießen und wohl noch nie benutzte, dafür offensichtlich gepflegte, Ölrinnen zielten hinab.

Der wunderschöne Platz mit der generischen Kriegerstatue eines Dunkelzwergs in der Mitte konnte innerhalb von Augenblicken zu einer Todesfalle werden.

"Lasst eure Wagen hier stehen!", kommandierte der vorderste Dunkelzwerg und hieb mit dem Axtstiel auf die harten Bodenplatten. "Keine Waffen, keine scharfen Gegenstände!"

"Guter Mann", sang Cinsihe beinahe, "wir sind Musiker, wir haben keine Waffen, nur unsere Buttermesser."

"Auch die hierlassen!"

Die Mondelbin rollte mit den Augen und zog ihren doch nicht unbeträchtlich scharfen Dolch aus ihrem Stiefel, um ihn in ihren Wagen zu legen. Ihr Verständnis von einem Buttermesser war ein anderes als das von Ribald oder Amara, zugegeben.

"Können wir ein Buch und Stift mitnehmen?", fragte die rothaarige Menschenfrau.

"Nur, wenn es gezeigt wird."

"Kein Problem.", lächelte sie und holte ihr kleines Buch und einen Kohlestift heraus. Beides wurde von dem Dunkelzwerg in Rüstung kritisch beäugt und als ungefährlich eingestuft. Erst nach eingehender Kontrolle der anderen Mitglieder wurden sie in den Palast gebeten, der erstaunlich kühl dafür war, dass es draußen in der Stadt so warm war wie im Sommer.

Sie wurden in den Thronsaal gebracht, der von mehren noch grimmiger dreinschauenden Wachen im Auge behalten wurde. Die Dunkelzwerge trugen schwarze Plattenrüstungen, außerdem lange Pieken und Speere, dazu jeweils eine persönliche Kampfaxt.

Der Thronsaal, aus dem schwarzen Stein gehauen, wurde erleuchtet und erwärmt von hängenden Feuerschalen. Goldene Leuchter waren an den dicken Säulen angebracht worden und offenbar hatte man, wohl um des eintönigen Schwarz zu entfliehen, künstliche Goldadern in die Säulen und Wände eingelassen und mit irgendeiner Art von Harz oder Lack überzogen.

Die Plattform mit den beiden Thronen lag vier Stufen höher als der Rest des Saals. Über den Stühlen genau wie links und recht davon, war der Fels entfernt worden und man hatte Buntglasfenster, hauptsächlich im roten Spektrum, darüber und daneben eingesetzt. Es führten links und rechts der Plattform je eine Tür auf einen großen, halbrunden Balkon, auf dem man über den gesamten See schauen und einen großen Teil der Kaverne überblicken konnte. Rote Flaggen hingen von der Decke herab und zeigten eine stilisierte Flamme über einer Feuerschale. Vermutlich das Zeichen der Göttin oder das der Dunkelzwerge. Oder vielleicht waren sogar beide eins, noch wussten sie es nicht.

An jedem Thron stand ein niedriger Tisch mit Getränken und Speisen, bewacht von einem Diener der Zwerge, welche den König und die Königin bedienten. Die Königin hatte sich ihren Bart ebenso kunstvoll geflochten - oder flechten lassen - wie ihr Gemahl, aber durch den nicht ganz so vollen Bartwuchs war er nicht so prunkvoll wie der des Königs, dennoch strahlte die Frau eine gewisse tödliche Würde aus in ihrem Brokat, dem roten Stoff der Hose und der prunkvollen Tiara auf dem Kopf.

Der König trug ein eher dunkles Blau zu seinem Brokat, der Bart war in drei mächtige Zöpfe geflochten, die sich auf dem Weg nach unten noch gabelten und in die anderen Zöpfe übergingen, unterbrochen von silbernen, goldenen und schwarzen Bartperlen.

An der rechten Seite neben dem Thron der Königin stand eine weitere Zwergenfrau, die allerdings komplett in eine bodenlange, kompliziert wirkend gewobene Robe in feurigem Rot gekleidet war, die Säume und Nähte mit kupfernen Fäden bestickt, die stilisierte Flamme über der Feuerschale auf der Brust, die höchste Flamme berührte einen Rubin knapp unterhalb ihres Kragens.

Amara schaute alle drei Zwerge kurz an, bevor sie ihrer Gruppe zunickte und sie fast gleichzeitig einen kurzen Kniefall machten, bevor sie sich wieder erhoben.

"Die Gruppe der Silbersaiten!", rief plötzlich ein Zwerg aus, den sie nicht sehen konnten, irgendwo aus den Schatten. "Auf Geheiß des Königs! Begrüßt Königin Belisidra die Zweite, König Gareth den Ersten und unsere geliebte Feuerwahrerin Turiada."

Wieder verneigte sich die Truppe der Silbersaiten.

"Die Silbersaiten! Amara Silberharfe, Ribald der Mensch, Yanmaec der Zwerg, Caelliara der Kulthari und Cinsihe die Mondelbin!"

Nacheinander verneigten sich die Angesprochenen erneut. Drei war eine gute Zahl, eine traditionelle Zahl. Absicht oder nicht, es war ein guter Anfang.

"Willkommen!" Belisidra hob beide Hände und stand sogar von ihrem Thron auf, was beinahe keinen Unterschied machte. "Es ehrt uns, dass unsere Einladung angenommen wurde!"

Nicht, dass wir eine Wahl gehabt haben, dachte Amara bei sich, neigte aber den Kopf. "Es ehrt uns, eingeladen worden zu sein. Wie können wir Euch zu Diensten sein, verehrte Königin?"

Die Königin war zuerst genannt worden, daher ging Amara - wohl zu recht, denn niemand nahm Anstoß daran - davon aus, dass sie die hoheitliche Gewalt inne hatte.

"Das war meine Idee." Nun richtete sich der König auf, erhob sich aber nicht von seinem Thron. "Darf ich erzählen?"

"Nur zu.", lächelte Belisidra, ihre Hände vor dem Bauch gefaltet.

"Meine Frau hat bald Geburtstag, in sechs Tagen, um genau zu sein. Da wir gehört haben, dass sich eine Musikergruppe um historische Lieder Gedanken macht, haben wir nach euch geschickt. Ihr sollt für sie singen."

"Nichts leichter als das, Eure Hoheiten." Amara neigte leicht den Oberkörper. "Schwebt Euch ein bestimmtes Lied vor oder sollen wir eines auswählen?"

"Weder das eine", schaltete sich die Königin erstaunlich rigoros ein, "noch das andere. Ihr sollt ein Lied nur für mich schreiben."

"Oder eines, was unserer großen Göttin Alamori gefällig ist.", mischte sich die Feuerwahrerin Turiada leise ein, ihre Stimme warm und erstaunlich tief. Ihr Bart war kurz, die kleinen Zöpfe trugen Bartperlen aus Onxy.

Aha, so hieß die Göttin also.

Amara schaute zwischen den Frauen hin und her, die ihr höchstenfalls bis zur Hüfte reichten, aber gerade mindestens zwei Köpfe über ihr standen.

"Dürfen wir..." Sie räusperte sich. "Wir hätten einen Vorschlag, eure Hochwohlgeborenheiten."

Das war zwar keine richtige Ansprache, aber entweder interessierte es die Zwerge nicht, oder sie wussten es nicht besser und dachten, es wäre eine Ansprache von der Oberfläche. Amara hatte sich nur verhaspelt zwischen mehreren Begriffen.

"Sprecht.", akzeptierte die Königin mit etwas, was wie ein wohlwollendes Nicken ausschaute.

"Ihr habt uns gerufen. Ausgerechnet uns, die wir als historisch interessierte Musiker über historische Ereignisse in unseren Liedern berichten." Sie lächelte schmal. "Gegen eine kleine Verringerung unserer Bezahlung", sie hörte Yanmaec unzufrieden grummeln, "die in Speis und Trank umgewandelt wird, würden wir uns in Eure Bibliothek oder Bibliotheken begeben und ein Lied über Euch, Eure Göttin, über die Dunkelzwerge singen. Wir würden Euch die Ideen präsentieren und Ihr dürft dann entscheiden, welchen Weg wir gehen sollen."

König als auch Königin hoben die buschigen Augenbrauen und berieten sich dann leise mit der Feuerwahrerin. Was auch immer das für ein Titel war. Ob sie auch darüber würden etwas in Erfahrung bringen können?

"Was tust du da?", raunte Ribald ihr ins Ohr und Amara zuckte leicht zusammen.

"Vertrau mir.", flüsterte sie aufgeregt zurück. "Das ist unsere Gelegenheit, mehr zu erfahren."

"Ich sehe schon schlaflose Nächte auf uns zukommen.", grummelte er ebenso unzufrieden wie der Zwerg.

"Du hast doch deine Elbin.", grinste Amara ihn an. "Oder lass dir starken Schnaps oder Kaffee geben. Du schaffst das schon, ich vertraue da meinem Mentor."

"Momentan fühle ich mich eher wie der Schüler."

Sie hörten auf zu reden, als die Feuerwahrerin sich ihnen zuwandte und bedächtig, fast salbungsvoll, nickte. "Das Königspaar und unsere Göttin Alamori stimmen zu. Ihr habt zwei Tage Zeit, um Euch zu beraten, dann werden wir ein Lied auswählen."

Zwei plus drei Tage für ein Lied, welches nicht von der Königin und einer echten Göttin abgelehnt würde? Oh je, Amara begriff langsam, was sie da angerichtet hatte.

Wieder verneigten sie sich, dieses Mal zum Abschied, und wurden zu ihren Wagen zurückgebracht und von dort zu einem Lagerplatz, umgeben von schwarzem Basalt. Sie bekamen Glutsteine, die mehrere Tage mit großer Hitze glühten, und eine Wache, die wohl neugierige Besucher abhalten sollte und die Truppe an ihrem Lagerplatz, solange sie nicht in der Bibliothek waren.

Nicht hilfreich, aber am nächsten Tag wurden sie in die Bibliothek geführt, die nahe des Tempels angelegt worden war.

Zehn Stockwerke hoch, sehr viele Häuser breit.

Amara seufzte. Wo waren sie da nur hineingeraten?

 

 

~~

"Also, sehr begeistert sehen sie ja nicht aus.", kommentierte Cinsihe, als die Bibliothekarin die Silbersaiten herumführte und ihnen zeigte, wo sie welche Werke fanden. Die Bemerkung der Mondelbin zielte auf die helfenden männlichen Zwerge ab, die sowohl sie als auch Yanmaec mit ihren Blicke zu erdolchen schienen.

"Ist doch klar.", brummte der andere Zwerg, der seine kurze, nicht entzündete Pfeife in den Händen drehte. "Mich sehen sie als Feind an und du bist eine Elbin."

"Nicht, dass ich irgendetwas dafür könnte."

"Nein, das waren die Hochelben." Yanmaec putzte sich die Nase, was auch mehr nach einem Fanfarenstoß klang. Niemand zischte sie an, offenbar war es ein bekanntes Geräusch. Und leise Nase putzen bei Zwergen war genauso, als würde man einen Schmied bitten, leise zu hämmern.

"Ich kenne die Geschichte."

"Tun wir das nicht alle?", fragte Ribald dazwischen, aber beide schüttelten die Köpfe.

"Nein", sagte Cinsihe mit einer Art melancholischer Verdrossenheit in der Stimme, "die Menschen vergessen es zu leicht und zu schnell. Außerhalb unserer Gruppe und unserer kleinen Gemeinschaften verschwimmt, verwischt und verschwindet das Wissen und die Geschichte einfach."

Dazu beziehungsweise dagegen konnte niemand etwas sagen, denn so war der Lauf der Welt einfach. Wenn Wissen nicht aufgeschrieben und verbreitet wurde, so wurde es auf kurz oder lang vergessen und somit blieb es auch nicht in den Köpfen der noch lebenden Personen, langlebig oder nicht.

"Hier." Die Bibliothekarin, die sich den schwarz-grauen Bart zu mehreren dünnen Strängen geflochten hatte, präsentierte ihnen einen abgetrennten Bereich mit mehreren Tischen, Stühlen, Sesseln und kleinen Ablagen. "Unsere Königin wünscht, dass ihr hier lernt, was ihr lernen müsst. Musik ist nicht erwünscht, wir sind schließlich eine Bücherei. - Frühstück wird gebracht zur achten Stunde, Mittagessen zur vierzehnten Stunde und Abendessen zur zwanzigsten Stunde. Getränke könnt ihr mit dem Band hier bestellen."

Dabei deutete sie auf ein Loch in der Wand, aus dem ein Seil ragte. Für die Zwerge war es sicherlich ein Band. "Einfach ziehen und jemand wird kommen und eure Bestellungen aufnehmen."

Aus den Untiefen ihrer dunkelbraunen Robe mit den silbernen Nähten zog sie Kohlestift und ein Pergamentblatt. "Das erste Mal übernehme ich das noch. Was darf es sein?"

Sie orderten Früchtetee, Tee generell, Ziegenmilch, Bier, Met, Wein und Apfelwein. Für etwas Stärkeres würden sie später noch Zeit haben. Die ihnen unbekannte Bibliothekarin verschwand ohne Grußworte und ließ sie allein mit sich und den Büchern.

Ribald und Cinsihe setzten sich auf gegenüberliegenden Seiten an einen der Tische, damit sie auch genügend Platz hatten für sich und ihr Objekt der Erforschung, was auch immer das sein würde. Außerdem konnten sie sich so besser in die Augen schauen.

Amara und Yanmaec hatten jeweils einen eigenen Tisch, der letzte Tisch wurde für die Lagerung von ungelesenen und gelesenen Büchern verwendet sowie für Notizen und Entwürfe. Das, was sie normalerweise mit ihren Wohnwagen taten, wurde nun mit den Tischen, Stühlen und Sesseln realisiert. Es war auch weitaus gemütlicher.

Nach einer geringen Zeitspanne, kaum eine halbe Stunde später, erschienen mehrere Zwerge, die allzu verwundert ob es Beschlags sich umschauten, Fässer, Kristallkaraffen, Becher und Kannen auf dem Boden abstellten, verschwanden und mit zwei weiteren, etwas schmaleren Tischen wiederkamen und es als eine Art vorläufige Theke in einer Ecke aufbauten.

"Danke!", rief Amara ihnen singend hinterher, denn auch diese grauen, weißen und schwarzhäutigen Zwerge stapften grußlos davon. Getränke wurden verteilt und sich dann beraten.

"Womit sollen wir anfangen?" Yanmaec hatte sich gleich einen der größten Becher mit Schwarzbier gefüllt, lehnte an der Tischkante und hatte die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt.

"Geschichte und Bräuche.", dachte Amara laut nach. "Ich nehme mich ihrer Sprache und ihrer Göttin an. Ribald, Cinsihe, ihr macht die Geschichte mit den Bräuchen und Yanmaec ihre Lieder und kulturellen Referenzen."

"Du willst doch nur nicht, dass ich wütend werde aufgrund ihrer Geschichte.", brummte der Zwerg in seinen Becher und Amara lachte.

"Ja, auch, aber ich denke, du kannst die Lieder besser mit ihrer Kultur verlinken als wir anderen vier."

"Und was mache dann ich?", fragte Caelliara, seine Nase blähte sich entrüstet, dass er beinahe vergessen worden wäre.

"Du erforschst die Stammbäume des Königshauses und verknüpfst sie, soweit möglich, mit Yanmaec und seinen Nachforschungen. Wir haben nur zwei Tage, also wenn ihr merkt, dass euch euer Bereich nicht weiterbringt oder uns nicht hilft, sofort umschwenken auf etwas anderes. Ich fange mit der Sprache an, da sie dem originalen Zwergisch sehr ähnlich erscheint, und gehe spätestens morgen auf ihre Göttin Alamori."

"Sie hat es dir wohl angetan, eh?", feixte Yanmaec und erntete einen doch recht schmerzhaften Knuff auf die Schulter.

"Und wenn, geht es dich nichts an.", meinte Amara kalt und streckte ihm die Zunge raus.

"He!", beschwerte sich der Zwerg. "Wir wissen alle, wie Ribald und Cinsihe sich anhören, also ist es mir auch egal, wenn du dich in eine Göttin verliebst."

"Zu verdenken wäre es ihr nicht.", grinste Ribald und bekam von Cinsihe einen Rippenstoß mit dem Ellbogen. "Ach komm, Cin, du würdest..."

"Sie ist eine Göttin." Die Mondelbin sah nicht begeistert aus. "Hab ein bisschen Respekt vor Heiligkeit."

"Ist ja gut..."

Beide warfen sich Kussmünder zu, bevor sie sich ohne weitere Anweisung zu den Regalen begaben, die hoffentlich genau das in ihren Seiten versteckt hatten, was die Barden brauchten. Ein Anfang für ein Lied wäre doch gar nicht so schlecht, oder?

Amara tat es ihnen gleich und obwohl die Bibliothek zehn Stockwerke fasste, waren die Decken - und somit auch die Bücherregale - so hoch wie mehrere Zwerge stehend übereinander. Dass die Bücher hauptsächlich größere Folianten waren, machte die Sache nicht besser.

"Sprachen...Sprache...Sprachgebrauch..." Da die Bibliothek ein öffentliches Gebäude war und es im Groben unter der Erde bei den Zwergen keinen Tag-und-Nacht-Wechsel gab, glühten, glommen und strahlten verschieden große und geformte Kristalllampen - also Lampen mit leuchtenden Kristallen darin - in den Häusern und der ganzen Stadt und verliehen den Kavernen einen warmen Glanz. Die offenen Feuer und Feuerschalen fügten Wärme und eine weitere Lichtquelle hinzu, die aber in Gebäuden wie der Bibliothek nicht erwünscht waren. Trockene Bücher und Feuer waren eine Art Hassliebe: das eine verzehrte das andere und brachte sich damit um jedwede Lebensgrundlage.

Sehr poetisch.

"Grundlagen der... hm... " Amara legte den Kopf schief. "Zwerge haben Rechtschreibschwächen? Faszinierend." Sie zog das foliantgroße Buch heraus und nutzte es als Unterlage, um weitere Bücher, insgesamt sieben an der Zahl, zu transportieren und zu ihrem Arbeitsbereich zu bringen. Der Tisch aus dunklem Holz ächzte nicht einmal, als sie die Werke auf die Platte legte.

Zur Beschaffung und zur Einlagerung wäre doch ein Wagen doch nicht so schlecht gewesen. Wenn sie darüber nachdachte, dass die Bibliothek zehn Stockwerke hatte und sie im Erdgeschoss waren und im Zweifel noch die schweren Bücher schleppen mussten, so graute ihr davor.

Hoffentlich ging es Katze gut. Als sie gegangen waren, hatte das Tier gefressen und sich wieder schlafen gelegt. Ob es hier Ungeziefer gab, welches Katze jagen konnte? Für die Einsamkeit würde sie heute besonders viel gestreichelt werden.

Amara legte sich Schreibfeder, Tinte, Abroller und Pergament auf die eine Seite, holte sich Ziegenmilch und begann im ersten Buch zu lesen und sich gleichzeitig Notizen zu machen.

Ihre Vermutung war richtig gewesen, dass die Dunkelzwerge ihre Abstammung nicht aufgegeben oder verleugnet hatten und so die sprachliche Struktur übernommen worden war. Das machte es für Yanmaec und sie deutlich leichter, schneller durch die komplizierten Texte zu gelangen. Dennoch war es ein mühseliges Unterfangen, Wörter nicht falsch zu interpretieren.

Zum Glück war der Foliant nur eine Art Nachschlagewerk der bekanntesten und gebräuchlichsten Wörter, also ein Wörterbuch. Darin enthalten waren auch Verweise auf weitere Werke, von denen sie zwei per Zufall auch aus dem Regal gezogen hatte.

Nach etwa drei Stunden hatte Amara mehrere Pergamentblätter mit Notizen versehen und war sich sicher, dass sie die Sprache gut genug beherrschte, um sie singen zu können. Mit etwas Hilfe bei der Betonung selbstredend. Yanmaec war eine gute Unterstützung dabei und manchmal ging Amara zur Bibliothekarin an ihrem Pult, die ihr griesgrämig antwortete. Genervt sein schien eine Art Lebenseinstellung bei den Dunkelzwergen zu sein. Am Leben unter der Erde konnte es nicht liegen.

Die restlichen Werke überflog Amara nur, machte sich kleinere Notizen auf ihrem Pergament, bevor sie sich der Geschichte der Sprache selbst zuwandte, welche zwei Bücher umfasste, allerdings beide auch nur jeweils etwas dicker als ihre Hand.

Eingedampft ist zur Geschichte der Sprache der Dunkelzwerge wenig zu sagen. Sie haben alles aus der alten Struktur übernommen und über die Jahre einen anderen Dialekt entwickelt. Daher waren die Wörterbücher als solches für Amara "nur" eine Auffrischung, da sie das meiste von den ersten Zwergen noch kannte. Aus dem Grunde waren die Wörterbücher auch nicht annähernd so dick wie sie eigentlich erwartet hatte.

Nun gut, dann könnte sie heute schon mit Alamori anfangen.

Nach dem Mittagessen. Es gab - wie erwartet - jede Menge Gerichte mit Pilzen, mal mit und mal ohne Fleisch. Dazu wurden diverse Speisen aus Kartoffeln und Tiefenwürmern gereicht. Die Kartoffeln waren alle sehr bunt, einige orange, andere grün, manche mehr lila. Die Tiefenwürmer wurden wohl für Soßen und Desserts genutzt, denn die Konsistenz von beidem war schön cremig und identisch. Dazu wurden sie wohl in ihren Panzern gekocht, welcher auch direkt als auslöffelbare Schale diente. Es gab noch verschiedenste Varianten von Rüben und Wurzelgemüse verschiedenster Art, sogar etwas, was entfernt an eine Möhre erinnerte, beim Reinbeißen allerdings einen Geschmack nach Minze und Orange verströmte.

Was Amara neben dem Fleisch mit Pilzen und Soße besonders geschmeckt hatte, war der panierte und leicht scharfe Riesenpilz, von dem es auch nur jeweils einen pro Person gab. Das war nicht schlimm, denn so konnte sie sich den Pilz in viele, viele kleine Teile zerlegen, auf einen Teller legen und davon bis zum Abendessen naschen, wenn ihr danach war.

So gestärkt brachte sie ihre Bücher wieder an ihren angestammten Platz und wurde in den fünften Stock gebracht, wo mehrere Dutzend dieser hohen Regale bereitstanden, um ihre Bücher, Folianten, Notizhefte, Gedichtbände, Sagen, Geschichten, Romane und historische Begebenheiten in Bezug auf die Göttin Alamori in das Gesicht der Harfenspielerin zu drücken.

"Ach herrje.", seufzte sie und wollte nach etwas Rat fragen, aber die Bibliothekarin war schon wieder davongestiefelt. Wenigstens hatten die Regale Bezeichnungen, die Amara verstand. Zwar im Zwergisch der Dunkelzwerge, aber das Wort für Geschichte war immer noch "Geschichte".

Das größte Problem neben der Entfernung war jetzt das Gewicht der Bücher. Sie musste also wählen, welche Werke sie zum Nachlesen mitnehmen wollte. Bevor sie sich allerdings überlud, entschied sich Amara für die drei dicksten Folianten direkt am Anfang des Regals. Den Titeln und ihrem Aussehen nach beschrieben sie wohl die Anfangszeit der Dunkelzwerge mit ihrer Göttin.

Als sie die Folianten auf ihren Tisch fallen ließ, schmerzten ihr die Arme und sie musste erstmal von ihrem Pilz naschen und mit Tee hinterherspülen. Cinsihe und Ribald waren quasi schon in Schriftrollen vergraben, Yanmaec hatte sich eine ordentliche Reihenfolge ausgedacht und Caelliara verglich zwei Schriftrollen miteinander. Amara hatte schon längst aufgegeben zu fragen, was genau er da tat, denn der Kulthari lieferte immer ab, seien es Gedichte, einzelne Worte, Strophen oder sogar ganze Lieder.

Nachdem sie sich gestärkt hatte, schlug sie den ersten Folianten auf, der zu ihrer Überraschung noch im Alt-Zwergisch geschrieben war. Es ergab irgendwo Sinn, da die Dunkelzwerge nicht von heute auf morgen einen neuen Dialekt entwickelt hatten, dennoch überraschte es sie nach der Recherche im Dunkelzwergen-Zwergisch.

"Dann erzählt doch mal, wer Alamori ist.", murmelte sie den trockenen Seiten zu, setzte sich so gemütlich hin, wie es nur ging, bevor sie zu lesen begann.

 

 

Alamori kam zu den Dunkelzwergen. Sie kam nicht aus unserer Not, sie kam nicht aus ihrem Verlangen, sie kam aus Güte. Aus ihrer Güte. Sie brachte uns Weisheit, sie brachte uns das Feuer und sie brachte uns die Macht, das Feuer zu nutzen. Mehr noch, als es unsere Brüder und Schwestern konnten.

Es begab sich, dass wir versuchten, unsere Mitzwerge zu überzeugen. Alamori ist warm, schön, gütig und freigiebig mit ihrem Segen. Doch unsere Brüder verfluchten uns. Sie sahen in ihr eine Bedrohung der alten Wege, einen Dämon aus alter Zeit, eine Versuchung, die wohl auch den Stein erweichen würde, ließe man ihr freie Hand.

Wir wollten das alles nicht. Wir versuchten, mit Worten und Beweisen unsere Ausführungen zu beweisen, aber als Antwort bekamen wir Häme, Hass und Unglauben ab. Anstatt nur den formlosen Stein anzubeten, hätten sie eine Göttin, so schön wie das Schmiedefeuer und so gütig wie eine kühle Decke in einer heißen Nacht.

Gordaba der Ältere versuchte zu schlichten. Mit seinen treuesten Gefährten zog er aus in den Palast, mit reinem Herzen und der Liebe von Alamori mit sich.

Er kam nie zurück.

Sein Sohn, Gordaba der Jüngere, verlangte die Herausgabe des Leichnams seines Vaters, aber unsere Brüder weigerten sich. In seiner Trauer entfachte Gordaba ein Feuer in sich, welches seine Haut schwarz werden ließ. Er verbrannte alle starken Emotionen und brauchte das Blut von dutzenden Zwergen, um dieses Feuer abschwächen zu lassen. Gelöscht werden konnte es nie.

Mit dieser Macht, schwelend in seiner Brust, ging er zu unserer Göttin Alamori. Er wollte wissen, ob das ihre Güte sei, ein Tausch der zwergischen Kraft gegen ihr Feuer.

Sie bestätigte dies.

Er fragte, was er tun könne, um seine Brüder und Schwestern im Glauben vor dem Zorn seiner ehemaligen Mitzwerge zu retten.

In ihrer Güte zeigte sie Gordaba Visionen von Gorablor, unserer geliebten Stadt, die er bauen würde. Sie wies ihm den Weg auf die Insel und wie er unter die See gelangen konnte.

Es heißt, Gordaba habe heiße Tränen aus Glas vergossen, als er die frohe Neuigkeit für einen Neuanfang an seine Mitgläubigen überbrachte. Die Freude war groß, aber sie wurden hintergangen.

Unsere Mitzwerge hatten herausgefunden, woher unsere Kräfte kamen und anstatt unsere Göttin anzugreifen, richteten sie ihre Schwerter und Äxte gegen uns, ihr eigen Fleisch und Blut. Wir wollten nur in die warme Umarmung unserer Göttin, aber sie verachteten uns, straften uns. Sie drangen in unsere Häuser, in unsere Bäder, in die Krippen unserer Kinder.

Wir hatten keine Wahl.

Wir wehrten uns.

Wir wurden wütend und Alamori gewährte uns ihre Macht. Den Blutzoll kann man nicht in Worte fassen. Wir halfen unseren Familien zu fliehen. Gordaba der Jüngere hatte ihnen den Weg beschrieben und war der Erste, der sich gegen unsere Sippschaft wandte. Vor Trauer und Wut wurde uns ebenfalls die mächtige Güte Alamoris zuteil. Unser Blut kochte, unsere Haut färbte sich schwarz wie Kohle, unsere Waffen trafen zielsicher.

Dennoch waren wir in der Unterzahl. So mächtig und gütig unsere Göttin auch ist, wenn es keine Arme gibt, um Äxte zu schwingen, kann die Axt noch so stark und haltbar sein, sie wird nur vergessen zu Boden fallen.

Gordaba deckte unseren Rückzug. Wir hörten seine wütenden Schreie und seinen Gesang noch lange. Er kam nie wieder.

Ihm zu Ehren nannten wir die Stadt nach seinem Namen. Sein Sohn, Grimbald der Erste, baute Alamori ihren wohlverdienten Tempel, in den sie auch dann und wann zu uns spricht.

 

 

Amara ließ den Kopf rotieren, etwas knackte leise. Das war düsterer gewesen als erwartet. Jetzt stellte sich ihr die Frage, ob Alamori wirklich so gütig war und ob die ersten Zwerge die Geschichte genauso erzählen würden. Das war allerdings ein Thema für irgendwann anders, denn nun ging es um Alamori und ihre Verbindung zu den Dunkelzwergen.

Sowohl die Dunkelzwerge als auch die Göttin selbst erschienen Amara sehr gefährlich. Und selbst, wenn die Dunkelzwerge nur mit Magie herumgespielt hatten ohne Göttin, waren sie eine durchaus ernste Gefahr. Dazu waren sie noch viele und hätten - der mageren Einschätzung der jungen Bardin nach - eine gute Chance gegen die Wanurim, denn auch Zwergenfrauen waren des Öfteren Krieger, gemeinsam mit ihrem Partner. So viel wusste Amara noch.

"Und, schon etwas gefunden?", fragte Caelliara, als sie sich aus dem Stuhl erhob, die Beine streckte, kalten Pilz vertilgte und sich ein kräftiges Starkbier genehmigte. Normalerweise war sie nicht so sehr für starken Alkohol, aber gerade brauchte sie einen guten Schluck.

"Kann man so sagen.", murmelte sie, lehnte sich neben ihn an den Tisch. "Wie auch immer Alamori zu den Zwergen kam, die wir als Dunkelzwerge kennen, es endete in einem Bürgerkrieg. Offenbar haben die ersten Zwerge den Glauben an Alamori und ihre Kräfte als eine Art dämonischen Kult angesehen und anstatt mit ihnen zu sprechen, wurden Waffen gezogen. Wie viele umkamen, steht da nicht, aber so haben sie hier die Stadt gefunden und den Tempel errichtet. Noch vor allem anderen."

"Prioritäten sehen anders aus."

"Die Frage ist, wie viel davon ist ausgeschmückt und wie vieles Wahrheit." Sie leerte den Becher zur Hälfte. "Ich würde sagen, wir haben es hier wirklich mit einem gefährlichen Kult zu tun, dämonisch oder nicht. Es kam zum Krieg, aber wer jetzt wen angegriffen hat, ist nicht wirklich eindeutig, die Geschichte schreiben immer die, die in der Geschichte sind oder waren."

"Wie es immer der Fall ist. Aber eine Idee hast du noch nicht?"

"Für das Lied? Thematisch würde ich zu Feuer tendieren, denn diese Göttin scheint das Element sehr zu mögen. Schau dir einfach mal den Tempel an, sogar ihre Statue scheint in Flammen zu stehen."

"Hm, ein Lied über Alamori und die Enstehung der Dunkelzwerge?"

"Ja", meinte Amara nachdenklich, "aber das wäre wohl zu einfach. So etwas würden sie mit Sicherheit erwarten. Mal sehen, was die anderen noch so herausfinden."

"Hm.", machte der Kulthari, nickte leicht, was dazu dienen sollte, das Gewicht seiner Hörner abzufedern, und öffnete die nächste Schriftrolle. Amara schaute zu Yanmaec und ihrem Pärchen, aber auch die drei schienen tief in ihrer Arbeit versunken zu sein.

Nun denn, dann, im wahrsten Sinne des Wortes, weiter im Text.

 

 

~~

 

 

Der nächste Morgen - wenn man von "Morgen" in dieser immer gleich beleuchteten Kaverne davon sprechen konnte - kam den Barden zu früh. Katze war nicht sonderlich gut gelaunt gewesen und hatte Amara mit Desinteresse bestraft, wobei sie heute morgen die Bardin mit leisem Schnurren geweckt hatte.

Mit der Begleitung ihrer Wachen kamen sie in die Bibliothek und machten sich noch vor dem Frühstück an die Arbeit.

Was das Frühstück anbelangte, so bekamen sie deftigen Speck, fette Würstchen und grünliches Rührei. Man versicherte ihnen, dass die Eier immer grün seien und nicht schadhaft waren. Die Barden zuckten mit den Schultern, denn das Rührei war wirklich nicht schlecht.

Yanmaec schmeckte sofort, warum die Eier grün waren: viel Eisen im Eidotter. Das lag vermutlich an der Umgebung und dementsprechend auch an der Nahrung der Hühner oder was auch immer diese Eier gelegt hatte.

Also doch ungefährlich für die kurze Dauer, die sie im Reich der Dunkelzwerge residierten. Auf längere Sicht könnte es für Nicht-Zwerge wahrscheinlich gesundheitsgefährdend werden.

Gegen Abend sammelten sie sich und ließen sich fast alle erschöpft in die Sessel fallen. "Also, was haben wir?" Amara schaute in die Runde.

"Du zuerst.", lächelte die Mondelbin, die - abgesehen von etwas luftigerer Kleidung - immer noch taufrisch wie der Morgen wirkte.

Amara seufzte, befeuchtete ihre Kehle und hub an zu erzählen. "Alamori ist ihre Göttin, klar. Sie hilft ihnen tatsächlich und forderte nur einen geringen Preis für ihre doch recht beachtliche Macht: die Gefühle der Zwerge."

Yanmaec wurde bleich unter seinem Bart, Ribald und Caelliara richteten sich erstaunt auf, Cinsihe verging nur das Lächeln.

"Ihre Gefühle?", fragte der Zwerg. "Liebe, Hass, Wut... Hunger?"

"Nein", lachte Amara, "Hunger wohl nicht. Aber alles, was starke Gefühle und somit starke Energie erzeugt, wird Alamori im Gegenzug für ihre Macht geopfert. Und offenbar sind hier alle fein damit.

Der Anfang begann recht blutig mit einem Bürgerkrieg, der mit der Flucht der Dunkelzwerge endete und sie hier eine neue Stadt aufbauten, zu Ehren ihres gefallenen Anführers, so klang es jedenfalls. Und nun leben sie in einer Art Waffenruhe? Es wurde bisher kein Frieden erklärt, wobei es auch nie eine Kriegserklärung gab. Jedenfalls steht es nicht in diesen Büchern, vielleicht ist das doch der Fall und wir würden später darüber lesen."

"Aber dazu haben wir nicht die Zeit.", ergänzte Ribald.

"Dazu haben wir nicht die Zeit.", stimmte die Rothaarige zu und faltete die Hände zusammen. "Auf kurz oder lang müssten wir etwas mit Feuer schreiben, um Alamori gerecht zu werden."

"Eh, das wird einfach sein.", brummte Yanmaec hinter seinem Bart. "In fast allen Liedern geht es um irgendetwas mit Feuer, sei es mit Alamori oder nicht."

"Vermischt mit Stein.", warf Ribald dazu. "Ihre Begräbnisriten beziehen sich auf die Wiederkehr zum Stein, indem sie begraben und unterirdisch irgendwie verbrannt werden." Er schaute zur Decke. "Naja, was hier halt als unterirdisch durchgeht. - Ihre Geburten werden immer mit Priestern durchgeführt, umgeben von Stein und Licht. Ihre monatlichen Rituale sind blutige Feuertänze, die mit Steinäxten begleitet werden."

"Also Stein und Feuer?" Caelliara schnaubte, was bei seinem menschlichen Gesicht sehr seltsam aussah. "Das war einfach. Nennen wir das Lied doch einfach so."

"Einwände?" Ribald schaute in die Runde und als niemand Einwände hatte, schaute er Amara direkt an. "Also, Silberharfe, was sagst du dazu und wie möchtest du das Lied haben?"

Amara nickte langsam, nachdenklich, dann schaute sie Yanmaec an. "Wie ich das Lied haben will? Mit Trommeln. Mit Trommeln in der Tiefe."

Der Zwerg grinste breit.

 

 

~~

Die Zeit verstrich. Drei Tage vergingen, in denen die fünf Barden konzeptionierten, erprobten, Verse entwarfen und auf Basis von Yanmaec und seinen Anweisungen sich an die Trommeln hielten.

Was bedeutete das?

Im Grunde soviel: sie würden sich an Yanmaec halten, der mit seinen Trommeln den Takt vorgeben würde. Es würde zweistimmig sein, welche sich das Lied aufteilen würden.

Der Zwerg bedauerte sehr, dass er nicht schnell genug eine neue Trommel bauen konnte, welche dem Lied würdig war, aber er würde einfach zwei seiner größten Trommeln nutzen. Musste er halt schneller trommeln.

Katze war nicht erfreut darüber, dass sie so lange allein gelassen wurde, und verkroch sich entweder in Amaras Decke, unter dem schmalen Bett oder zwischen den Regalen in ihrem Wagen.

Sie bekamen keine Helfer der Dunkelzwerge, daher musste Yanmaec zweimal gehen, was den kräftigen Zwerg nicht so sehr störte. Er hatte genug Muskeln und Ausdauer, man hätte ihn in einer Rüstung in ein Katapult stecken und gegen eine feindliche Festung schießen können.

Die Feier selbst wurde vor dem Tempel abgehalten. Aus Gründen des Glaubens und des Platzes, da der Palast selbst mehr auf Verteidigung ausgelegt war als für ausschweifende Feste. Man wollte auch Alamori näher sein, sodass das Königspaar und die Feuerwahrerin auch an einem Ort waren,  um den Glauben zu bündeln.

Außerdem wäre es wenig ehrenhaft gewesen, die höchste Priesterin der einzigen Gottheit und die Gottheit selbst von der Feier quasi auszusperren.

Der Platz vor dem Tempel war groß, halbrund, zur Straße und zum Tempel offen, ansonsten von hüfthohen Mauern umgeben. Entzündete Feuerschalen hingen an langen Ketten von der Kavernendecke herab, die Ketten verschwanden in der Dunkelheit.

In der Mitte des Platzes gab es einen künstlich angelegten See, der in Stein gefasst worden war. Kompliziert und wichtig aussehende Knotenmuster, die bei genauerer Betrachtung rein gar nichts aussagten, schlossen den See in ihrer Mitte ein. Die Bühne war direkt davor aufgebaut worden und zeigte zum Tempel, um sowohl die Göttin als auch das Königspaar beschallen zu können.

Links und rechts gab es jeweils lange Tische, die sich unter warmen und kalten Speisen, Bier und sonstigen Getränken, geradezu bogen. Sowohl das Königspaar als auch die Feuerwahrerin hatten ihren eigenen Tisch und offenbar auch eigene Diener.

Noch war die Bühne abgedeckt, sodass die Silbersaiten ihre Instrumente so aufstellen konnten, wie sie es für richtig befanden. Yanmaec hing seine Trommeln in ein Gestell, wo beide Schlaginstrumente an Seilen in der Luft hingen. Damit war er der Mittelpunkt der Bühne und würde mit dem Rücken zu den Zuschauern stehen.

Respektlos? Vielleicht. Sinnig? Konnte man sich drüber streiten. Eindrucksvoll? Auf jeden Fall.

Amara baute ihre mit Silbersaiten bespannte Harfe - deswegen hieß die Truppe auch so - links davon auf, Caelliara direkt neben ihr, seine Panflöte ruhte auf einem schmalen, einklappbaren Ständer.

Rechts von Yanmaec bauten sich Ribald mit seiner Flöte und Cinshihe mit ihre Violine auf, die einen Teil des Lieds begleiten würden.

Während sie ihre Instrumente aufbauten, füllte sich der Platz. Dunkelzwerge in festlichen Gewändern versammelten sich, einige brachten ihre ganzen Familien mit. Viele der Zwerge hatten kohlschwarze Haut, unterbrochen von roten Linien und seltsam rotglühenden Augen, andere waren so blass wie Asche mit ebenjenen Linien und schwarzen Augen, andere erschienen bis auf die Linien auf der Haut sogar fast wie normale Zwerge.

Bewaffnete Wachen rumpelten im Gleichschritt auf den Platz, stellten sich auf die wenigen Treppen vor dem Tempel, säumten die Mauern, indem sie dahinter standen, und hielten den künstlichen See frei.

Es gab zwar das leise Murmeln der Zwerge, die sich unterhielten und sich Erfrischungen holten, aber es gab keine lauten Hintergrundgeräusche, wie es sonst bei Zusammenkünften dieser Art der Fall gewesen wäre.

Irgendjemand entzündete Fackeln vor der Bühne, welche ebenjene in orange gefärbtes Licht tauchte, dann fiel der Vorhang herab - irgendjemand musste da wohl nachgeholfen haben - und die Barden um Amara schauten leicht erstaunt auf das Königspaar und die Feuerwahrerin.

Die Feuerwahrerin Turiada hatte auch heute eine rote Robe mit goldenen Nähten gewählt, dazu aber etwas auf ihrem Kopf, das ausschaute wie ein feuriges Diadem mit einem Rubin auf der Stirn. Ihre dünnen Bartzöpfe waren allesamt mit Bartperlen aus roten Edelsteinen behangen, sodass sie im Feuerschein ausschaute, als würde sie in Flammen stehen.

Gareth trug heute ein fröhliches Schwarz. Sein Hemd, seine Tunika, seine Hose, alles war komplett schwarz und mit feinen Mustern versehen. Allerdings, wenn er sich bewegte, glitzerte er wie der Nachthimmel, denn auch er war mit weißen Edelsteinen behangen. Seine Krone bestand aus dunklem Eisen und hatte keinen weiteren Schmuck.

Belisidra allerdings war der hellste Stern. Klar, sie hatte schließlich auch Geburtstag, was sich in ihrer Garderobe widerspiegelte. Ihre Robe war an ihren Körper angepasst und präsentierte eine Menge, aber ebenso präsentierte ihr Kleid das Gold, das sie trug, denn das Kleid war gefärbt wie Gold mit silbernen Fäden, kupfernen Nähten und vermutlich echten Diamanten als Kragen am Hals. Ihre Krone schien aus reinem Platin zu bestehen und war ein Augenschmaus, wenn sie sich nicht bewegte, denn bei jeder Bewegung blitzte irgendwas an ihrem Körper auf und blendete einen Unschuldigen.

Verurteilt wegen versehentlicher Blendung mit Todesfolge, schmunzelte Amara in sich hinein und trat vor.

"Meine Königin!", rief sie und ihre Stimme trug weit. "Mein König, verehrte Feuerwahrerin!"

Niemand nahm an den Anreden Anstoß. Puh, gut, weiter.

"Vielen Dank für diese großartige Gelegenheit, Eure Einladung und Eure Gastfreundschaft. Wir haben keine Mühen gescheut, unserer geliebten Königin Belisidra ein Lied zu ihrem Geburtstag zu schreiben!"

Die Dunkelzwerge auf dem Platz murmelten anerkennend. Irgendwie hatte Amara mit mehr gerechnet. War das auch dem Opfer der Emotionen zuzuschreiben?

"Wir kennen Eure Bräuche. Wir kennen Eure Geschichte, anfangen von Gordaba bis heute. Wir kennen Eure Rituale, Eure Liebe zum Stein und zu Alamori!" Wieder das Gemurmel, Gareth nickte beifällig. "Deswegen, verehrte Zwerge, verehrte Feuerwahrerin, verehrter König und verehrte Königin, präsentieren Euch heute die Silbersaiten Das Lied von Stein und Feuer!"

Dieses Mal stampften einige viele Zwerge erfreut mit den Füßen, als Amara Yanmaec ein Zeichen gab. "Zeig es uns."

"Oh, und wie ich es euch zeigen werde.", grinste der Zwerg, zog sein Hemd aus, präsentierte seinen muskelbepackten Oberkörper, nahm seine Schlägel und begann. Yanmaec konnte nicht nur sehr gut und sehr rhythmisch seine Trommeln schlagen, er konnte auch gut, tief und laut singen.

Die Trommeln machten ein paar Sekunden nur BUMM BUMM BUMM BUMM BUMM, um den Ton und die Stimmung richtig zu setzen, dann fing der Zwerg an mit seiner tiefen Bassstimme zu intonieren.

"Dur-stul au-blir yacca-ham og blir or dir sakka han..."

Yanmaec gab den Takt vor und sang die ersten beiden Strophen, die von den Dunkelzwergen und ihren Ritualen handelte, besonders dem Gedenken an ihre Toten. Mit den dröhnenden Trommelschlägen, die auch die Fackeln in Bewegung setzten und - wie man ihnen später mitteilte - auch die Oberfläche des Sees, brachte der Zwerg einiges zum Vibrieren und das waren nicht nur die Wände. Jeder Schlag war so präzise, dass es wie ein Herzschlag klang und darauf abzielte, das Blut der Dunkelzwerge in Wallung zu bringen.

Was Amara sah, gefiel ihr.

Beinahe zu spät merkte sie, dass sie nun an der Reihe war und als Yanmaec nur noch den Takt vorgab mit seinen Schlägen, fielen die anderen Mitglieder der Silbersaiten mit ein und Amara sang im Duett mit Cinsihe.

Amara wurde nicht umsonst Feuerstimme genannt. Sie sang klar, aber sie entfachte in den Herzen der Zuschauer ein Feuer, welches sich niemand so recht erklären konnte. Eine Stimme wie brennendes Silber.

Cinsihe hingegen war präzise und kalt, auch wenn das nicht so recht passen mochte. Ihre Worte schnitten durch die Luft wie eisige Klingen und halfen dem Gesang von Amara, die Herzen der Zuschauer zu entfachen und das gelang ihnen sogar bei den Dunkelzwergen.

"Es it oh-ah naaah, es tha hu-le gaaa, wor-stah nie hau-deeee..."

Nach drei Strophen wechselten sie wieder und Yanmaec hämmerte das Feuer in das Blut der zuhörenden Dunkelzwerge, als er wieder von ihrer Liebe zum Stein und dem namenlosen Gott dahinter berichtete. Ja, das klingt paradox zu Alamori, aber da keiner der Zwergenstämme diesem Gott irgendwie weiter huldigte, war das in Ordnung.

Denn auch die Dunkelzwerge liebten ihren Stein, fürwahr. Sie bauten, erschufen, formten. Festungen, Paläste, den Tempel, Befestigungen, Statuen, Löffel, Schalen, Häuser. Denn der Stein war gütig, er schützte und half ihnen, genau wie Alamori, die von Amara und Chinsihe in ruhiger, beinahe melancholisch anmutender Liebe und Klarheit von der feurigen Göttin und ihrer Güte sangen, begleitet von den beiden Flöten, der Harfe und der Violine.

Das passte zwar auf dem Papier nicht ganz zueinander, aber die Silbersaiten waren nicht umsonst so gut, wie sie es waren. Caelliara stampfte sogar mit den Hufen, was mit der Akustik der Bühne eine erstaunliche Note hinzufügte, die niemand bedacht hatte. 

Irgendwann kurz vor Ende des Liedes begannen die Augen der Feuerwahrerin im wahrsten Sinne des Wortes zu leuchten und es schien, als würden sie brennen für einige Augenblicke. Sie streckte ihre Arme vom Körper weg und schaute nach oben.

Ach verdammt, Alamori war eine echte Göttin!

Die Silbersaiten spielten zu Ende und Yanmaec beendete ihre Liebeserklärung an den Stein und die Göttin mit einem RUMMDADADADADA...BUMM! auf seinen Trommeln. Die plötzliche Stille wurde unterbrochen von frenetischem Applaus und Pfiffen.

Die Silbersaiten hatten die Dunkelzwerge bewegt, beeindruckt und für sich gewonnen, zumindest für diese Nacht.

Turiada blickte mit brennenden Augen auf sie herab, die Arme wie zur Umarmung geöffnet.

"Alamori ist erfreut!"

Der Applaus wurde lauter und die Zwerge stampften mit den Füßen, dass es sich anhörte wie Trommeln. Belisidra erhob sich, breitete ihre Arme aus, sodass es überall glitzerte - es glitzerte überall, wirklich! - und auch sie schien zufrieden.

"Sie dürfen leben und spielen! Wir sind zufrieden! Speiset und sprecht, so lasst uns feiern!"

Die Dunkelzwerge jubelten laut genug, um den Stein zum Erbeben zu bringen, auf dem sie standen. Wie es Yanmaec mit seinen Trommeln getan hatte.

Die Silbersaiten schauten sich an, Amara machte tonlose Mundbewegungen zu Ribald und Yanmaec, die beide nickten.

Offenbar wäre es nicht gut für sie ausgegangen, wenn der Königin das Lied nicht gefallen hätte. Zum Glück konnten sie morgen abreisen. Erstmal weit weg von diesen Wahnsinnigen!

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